WSR057 Wirkstoffe gegen Depressionen, Migräne und Erbrechen

In dieser Episode sprechen Hans-Dieter Höltje und Bernd Rupp über Wirkstoffe gegen Depressionen, Migräne und Erbrechen und welche Rolle dabei die jeweiligen Rezeptorsysteme für die Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin haben.

Überlagerung von Serotonin mit Ondansetron
Überlagerung von Ondansetron (schwarz) und Serotonin (rot). In grün sind Bereiche von Serotonin markiert, die für die Affinität und Selektivität zu den diversen Rezeptoren entscheidend sind; Quelle: Hans-Dieter Höltje.

Hans-Dieter beschreibt, wie die einzelnen Wirkstoffgruppen von  Neurotransmittern abgeleitet werden können und worauf man achten muss, wenn deren Wirkung aktiviert bzw. gehemmt werden soll.

So handelt es sich bei den Triptanen  (Migräne Behandlung) um Agonisten  zweier Serotonin Rezeptortypen. Während die Setrone als Antiemetika Antagonisten eines anderen Serotonin Rezeptor Subtyps darstellen. Beide Wirkstoffklassen müssen an den unterschiedlichen Rezeptoren die Eigenschaften von Serotonin so simulieren, dass der jeweilige Wirkstoff nur diesen Rezeptor aktivieren bzw. blockieren kann.

In der Feedbackrunde stellt Bernd vor, wie die Inhalte des Wirkstoffradio abgerufen werden können. Dabei zeigt Bernd, dass ein kostenloses Abo des Programms (Feed) am einfachsten ist, da die Hörer:Innen erst durch die Nutzung eines Podcatchers alle vom Wirkstoffradio zur Verfügung gestellten Informationen erhalten. Hans-Dieter und Bernd rufen dabei alle erfahrenen Hörer:Innen auf: Helft bitte Anfänger:Innen beim Einstieg in das Podcastland.

(Im Podcast gibt es Kapitelmarken, die den Zwischenüberschriften hier im Text entsprechen, so dass es einfacher ist, bestimmte Teile erneut zu hören. Nicht jede Kapitelmarke hat eine Zwischenüberschrift, manchmal fassen wir mehrere Kapitel zusammen.)

Feedback

Depression und Antidepressiva

Reuptake Hemmer

Hemmung der MAO-A

Imipramin Muttersubstanz der tricyclischen Antidepressiva

Struktur von Imipramin
Struktur von Imipramin; Quelle: Hans-Dieter Höltje.

Amitriptylin

Struktur von Amitryptilin
Struktur von Amitriptylin; Quelle: Hans-Dieter Höltje.

Weitere Variationen

Präsynaptische Rezeptoren

Präsynaptische Rezeptoren sind zuständig für die Regulation der Ausschüttung von Neurotransmittern in den synaptischen Spalt. In der Regel sind diese weniger empfindlich, das heißt sie reagieren erst bei einer erhöhten Konzentration der Neurotransmitter im synaptischen Spalt. Die Aktivierung führt zu einer Wiederaufnahme des Neurotransmitters. Die Blockade des α2-Rezeptors führt zu einer verringerten Wiederaufnahme und damit zu einer höheren Konzentration von Noradrenalin im synaptischen Spalt.

Mianserin

Struktur von Mianserin, der Piperazin-Ring ist blau markiert; Quelle: Hans-Dieter Höltje.

Vergleich von Imipramin und Mianserin

Überlagerung von Imipramin (rot) und Mianserin (schwarz); Quelle: Hans-Dieter Höltje.

Entwicklung von Mianserin

Fluoxetin erster SSRI unter dem Namen Prozac

Struktur von Fluoxetin; Quelle: Hans-Dieter Höltje.

Chiralität im Fluoxetin

Reboxetin als selektiver NAT Hemmer

Struktur von Reboxetin
Struktur von Reboxetin, der Morpholin Ring wurde blau markiert. Die rote Markierung weist die elektronenschiebende Ethoxylgruppe in ortho-Position aus; Quelle: Hans-Dieter Höltje.

Abschluss der SSRI

Tranylcypromin als MAO-Hemmer

Aktive Enantiomere von Tranylcypromin; Quelle Hans-Dieter Höltje.

Moclobemid selektiver MAO-A Hemmer

Weitere Wirkstoffgruppen am serotoninergen System

Wirkstoffe gegen Migräne

Struktur von Rimegepant; Quelle: Vaccinationist, Public domain, via Wikimedia Commons

Triptane

Sumatriptan

Struktur von Sumatriptan
Struktur von Sumatriptan, die Sulfonsäureamid Substruktur ist blau markiert; Quelle: Hans-Dieter Höltje.

Weitere Triptane

Wasserstoffbrücken Akzeptor und Donor Eigenschaften

Lasmiditan als 5-HT1F SubSubtyp Agonist

Kinetik der Triptane bei unterschiedlicher Darreichung

Antiemetika

5-HT3 Ionenkanal

Setrone

Ondansetron

Struktur von Ondansetron, das Indolsystem ist blau markiert, die Carbonylgruppe (grün) und der Imidazol Ring hat eine rote Markierung; Quelle: Hans-Dieter Höltje.

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Prof. Dr. Dr. Hans-Dieter Höltje
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2 Antworten auf „WSR057 Wirkstoffe gegen Depressionen, Migräne und Erbrechen“

  1. Hi
    mir stellen sich da dann doch einige Fragen.
    Wieso wird die ganze zeit von Noradrenalin als Problem bei Depression gesprochen?
    Mein aktueller Favorit für die Wirkungsweise wäre TRK -Rezeptoren insbesondere der B. Der interagiert u.a. mit Imipramin, Fluoxetin, Amitriptylin, Ketamin, LSD, Psylocybin, N2O, alle nachweislich antidepressiv wirksam. Natürlicherweise ist er Bindungsstelle für BNDF, Nt-3, Nt-4. Gerade BNDF ist ja in wie auch immer gearteter Weise als irgendwie in einem Zusammenhang mit Depression und Therapieerfolgen bekannt.
    Keine MAO-A Hemmer? Was ist mit Seglin und Reseglin?

    Ciao

    1. Liebe Hörerin, lieber Hörer,

      vielen Dank für Ihre Fragen. In der Episode haben wir über selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer gesprochen. Diese Medikamente verhindern die Aufnahme von Noradrenalin, sodass mehr davon im Gehirn verfügbar ist. Der Mangel an Noradrenalin im synaptischen Spalt (dem Bereich zwischen Nervenzellen) ist das Problem bei Depressionen.

      Die von Ihnen erwähnten TRK-Rezeptoren bilden eine vielfältige Gruppe von Wirkstoffzielen, die derzeit intensiv erforscht werden. Erste Studien an Mäusen haben gezeigt, dass sowohl Antidepressiva aus der Klasse der SSRI als auch trizyklische Antidepressiva an das BDNF-Protein binden können (Quelle: doi:10.1016/j.cell.2021.01.034). In unserer Episode haben wir uns jedoch auf die bereits gut erforschten Mechanismen dieser beiden Gruppen konzentriert und ihre chemischen Eigenschaften erläutert.
      Es ist möglich, dass auch andere Wirkstoffe positive Effekte auf diese Rezeptorklasse haben, und wenn diese eine antidepressive Wirkung zeigen, ist das äußerst ermutigend für betroffene Patientinnen und Patienten. Jedoch ist es wichtig zu betonen, dass für einen breiten Einsatz weiterführende Studien und entsprechende Zulassungen erforderlich sind. Dadurch können sowohl Patientinnen und Patienten als auch Therapeutinnen und Therapeuten eine fundierte Risiko-Wirkungsabschätzung für den Einsatz dieser Wirkstoffe in der individuellen Therapie vornehmen.

      Sie haben recht damit, dass MAO-A Hemmer in der Behandlung von Depressionen verwendet werden, wie wir am Beispiel von Tranylcypromin und Moclobemid gezeigt haben. Rasagilin und Selegilin sind hingegen MAO-B Hemmer, die bei der Behandlung von Parkinson eingesetzt werden, was Sie in folgender Episode des Wirkstoffradios nachhören können (WSR053 Parkinson, das Dopaminerge System und der Fliegenpilz Pilz des Jahres 2022). Selegilin wird in den USA bereits zur Behandlung von Depressionen verwendet, aber in Deutschland ist es dafür noch nicht zugelassen.

      Unser Podcast, das Wirkstoffradio, konzentriert sich darauf, die Wirkungsmechanismen ausgewählter Wirkstoffklassen detailliert darzustellen, um ein besseres Verständnis für diese Effekte zu vermitteln. Wir möchten nicht nur Beobachtungen aus verschiedenen Therapieversuchen auflisten, sondern auch die zugrunde liegenden molekularen Erklärungen liefern. Sobald ausreichend fundierte Informationen aus wissenschaftlichen Publikationen vorliegen, werden wir diese gerne in unseren zukünftigen Episoden präsentieren.

      Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen beantworten konnte.

      Viele Grüße

      Bernd Rupp

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