WSR035 Bilder des Corona-Virus, epidemiologische R0-Modellierung und Magenschutz durch Omeprazol

Bernd und André sitzen wieder zusammen und sprechen ein bisschen über Corona, vor allem über die Darstellung des Virus in den Medien und über den R0-Wert, es gab ein bisschen Feedback zu vergangenen Folgen, Neuigkeiten zur Folge mit Miriam am Biotechnikum am HKI und es gibt wieder einen Wirkstoff das Monats von Bernd.

3D-Grafik des SARS-CoV-2 mit Maßstab
3D-Grafik des SARS-CoV-2 mit Maßstab (gemeinfrei)

Es geht diesmal um die Darstellung des Corona-Virus in den Medien – das Fehlen einer Größenangabe regt besonders André auf – und auch um die Basisreproduktionszahl R0, über die Bernd erzählt. Außerdem gab es Feedback an das Wirkstoffradio, in folge dessen Bernd und André ein paar Dinge aus vergangenen Episoden richtig stellen und weitere Informationen liefern. Außerdem gibt es noch den Wirkstoff das Monats: Omeprazol.

(Im Podcast gibt es Kapitelmarken, die den Zwischenüberschriften hier im Text entsprechen, so dass es einfacher ist, bestimmte Teile erneut zu hören. Nicht jede Kapitelmarke hat eine Zwischenüberschrift, manchmal fassen wir mehrere Kapitelmarken unter einer Überschrift zusammen.)

Wissenschaftskommunikation und die Abbildungen vom Corona-Virus

André fängt mit den Bildern des Corona-Virus an, mit dem überall Dinge bebildert werden wie Zeitungsartikel, Blogposts und Fernsehbeiträge. Die mittlerweile berühmte Abbildung, die man auch im deutschen Wikipedia-Artikel über SARS-CoV-2 findet, ist gemeinfrei, da sie vom US-Amerikanischen CDC erstellt wurde. Hier der direkte Link:

André findet, dass hier eine Chance verpasst worden ist, denn das Bild wird immer nur zur Illustration verwendet ohne einen Kontext zur Größe zu liefern. Eigentlich hätte man diese Abbildung auch mit einem Maßstab versehen können, um Menschen die Chance zu geben, die Größe des Virus einzuordnen. Die Größe des Virus ist zwischen 60 und 140 nm. Die Quelle dazu findet sich hier:

Um mit der Größenangabe etwas anfangen zu können, benötigt man etwas mehr Kontext. André hat dazu einen Artikel auf seinem Blog geschrieben, wo er sich ausführlicher zum Thema Maßstab auslässt.

Abbildung von André: v. l. n. r.: Hund, Singvogel, Computerchip, Floh, Durchmesser menschliches Haar, Pollen, Bakterien, Viren, Strukturen auf einem Computerchip, DNA, Gold-Atome. Klick für vollständige Größe – public domain, gemeinfrei

Corona und der R0-Wert

Bernd hat auch etwas zum Thema Corona mitgebracht, nämlich will er heute über das Modellieren von epidemiologischen Modellen sprechen, besonders über den R0-Wert, also die Basisreproduktionszahl. Über Statistik wurde im Wirkstoffradio schon in Episode WSR008 Die Statistik der HIV-Selbsttests und Wirkstoff Screening ausführlich gesprochen, als es um HIV-Selbsttests ging. Die Basisreproduktionszahl R0 ist allerdings kein direkter Parameter, sondern ein berechneter Wert. Bernd führt kurz die zeitliche Entwicklung auf und ordnet dann ein, wie man solche Werte interpretieren sollte.

Bernd vergleicht die Entwicklung des R0 auch zu anderen statistischen Werten, beispielsweise zu den aktiven Corona-Fällen. Er empfiehlt dazu die Seite worldometers.info, deren Daten zu Deutschland unten auch verlinkt ist.

Ein Bausatz zum selber-basteln aus der Bioelektrochemie

Prof. Dr. Miriam Agler-Rosenbaum mit dem kleinen Bioelektrochemie-Experiment
Prof. Dr. Miriam Agler-Rosenbaum mit dem kleinen Bioelektrochemie-Experiment

In der letzten Episode WSR034 Wirkstoffproduktion: Von der Flasche im Labor bis zum Tank in der Industrie haben Bernd und André das Biotechnikum am Hans-Knöll-Institut (HKI), Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie besucht, das von Prof. Dr. Miriam Agler-Rosenbaum geleitet wird. In dieser Folge ging es auch um stromproduzierende Bakterien im Themenfeld der Bioelektrochemie und Bernd hat nach einem Bausatz gefragt, um die kleinen Behälter mit Erde nachzubauen, in denen Bakterien Strom produzieren. Und tatsächlich wird es wohl bald am HKI auch eine Bastelanleitung online geben. Bernd beschäftigt sich gerade damit, daraus eine Bauanleitung mit Bestellempfehlungen zu machen, die er als OER veröffentlichen will. Links wird es hier und in kommenden Episoden des Wirkstoffradio geben.

Unser Anrufbeantworter wurde benutzt!

Gertrud hat uns Feedback auf unseren Anrufbeantworter gesprochen. Ihr könnt das auch tun unter 030 746 910 64. Bernd beantwortet noch ein paar Fragen zu Diclofenac und den Geiern etwas ausführlicher. Ursprünglich hatte er die Geschichte bereits in Episode WSR033 Wirkstoffe aus dem Computer, Händewaschen vs. Händedesinfektion und Diclofenac-Geier erzählt. Hier einige Links aus seiner Antwort:

Rückmeldung von Dr. Florian Kloß zu Antibiotika

Auch Dr. Florian Kloß hat sich nochmal gemeldet. Mit ihm haben Bernd und André bereits in Episode WSR030 Antibiotika & Resistenzen: Geschichte, gesellschaftliche Bedeutung und Antiinfektiva-Forschung gesprochen und er war auch in WSR033 kurz per Telefon zum Thema Händedesinfektion zugeschaltet. Florian musste André noch einmal bzgl. einiger Antibiotika korrigieren.

André bekommt es einfach nicht auf die Kette, sich die Namen der verschiedenen Antibiotika zu merken. Das Antibiotikum, das er immer mal wieder erwähnte und das als Reservemittel nur per Injektion auf Intensivstationen genutzt wird, trägt den Namen Daptomycin.

Wirkstoff des Monats: Omeprazol

Strukturformel Omeprazol
Strukturformel Omeprazol, (S)-Form (oben) und (R)-Form (unten), gemeinfrei

Bernd hat wieder einen Wirkstoff des Monats ausgewählt: Omeprazol. Er ist darauf gekommen, weil er ein wenig Kritik von seiner Frau zu der Diclofenac-Geschichte und den Geiern geerntet hat, denn mittlerweile wird Diclofenac meistens mit einem Mittel für den Magenschutz verabreicht. Und der Wirkstoff, der den Magen schützt, ist eben das Omeprazol.

Erstmal erzählt Bernd von Magengeschwüren, deren Auslöser Nr. 1 das Bakterium Helicobacter pylori ist. Auf Platz zwei der häufigsten Ursachen für Magengeschwüre ist dann aber schon die Einnahme  nicht-steroidaler Antirheumatika (NSAR) zu finden, zu denen auch ASS oder Diclofenac gehören.

Warum es zu dieser Schädigung des Magens bzw. der Magenschleimhaut kommt, liegt im Wirkmechanismus von Diclofenac oder ASS verborgen. Zur Schmerzhemmung wird das Prostaglandin E2 blockiert, und das funktioniert auch ganz hervorragend. Nur leider ist das Prostaglandin E2 auch im Magen an der Bildung der Magenschleimhaut beteiligt, weswegen Diclofenac, ASS und andere Mittel diesen Effekt auf den Magen haben.

Bernd erklärt im Detail die Wirkungsweise und den Mechanismus hinter Omeprazol. Außerdem hat er noch eine relativ neue Studie mit dabei, die sich mit Omeprazol beschäftigt hat und neue Erkentnisse über die Risikobewertung des Medikaments liefert. Er erklärt André auch, was genau Retardierung bei Medikamenten genau bedeutet.

    • Der MMP Artikel „Zurückrudern“ befindet sich leider hinter einer Paywall und hat keine DOI, wir können nur sagen, es ist der 43.Jahrgang, Heft 04 vom April 2020.
    • Die Studie befindet sich leider hinter einer Paywall, ist also nur für diejenigen zugänglich, die ein Abo der entsprechenden Fachzeitschrift haben. Daher werden wir nicht direkt auf den Artikel verlinken, sondern stellen euch den“Digital Object Identifier (DOI)” zur Verfügung: 10.1053/j.gastro.2019.05.05
    • Der Artikel : „Geschichte der Ulcustherapie: Ein historischer Rückblick“ befindet sich leider hinter einer Paywall, ist also nur für diejenigen zugänglich, die ein Abo der entsprechenden Fachzeitschrift haben. Daher werden wir nicht direkt auf den Artikel verlinken, sondern stellen euch den“Digital Object Identifier (DOI)” zur Verfügung: 10.1002/pauz.200500117
    • Der Artikel : „Protonenpumpeninhibitoren: Strukturen, Mechanismen und Entwicklungen“ befindet sich leider hinter einer Paywall, ist also nur für diejenigen zugänglich, die ein Abo der entsprechenden Fachzeitschrift haben. Daher werden wir nicht direkt auf den Artikel verlinken, sondern stellen euch den“Digital Object Identifier (DOI)” zur Verfügung: 10.1002/pauz.200500118

Wir freuen uns immer über Feedback: per Mail unter info@wirkstoffradio.de, in den Kommentaren unter den einzelnen Episoden, über Twitter @wirkstoffradio oder auch als Bewertung bei iTunes oder panoptikum.social.

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